Der Weg zurück ins Leben-Podcast – von und mit Christina Bolte.
Mein heutiger Interview-Gast ist Doris Musill aus Bad Mitterndorf im Salzkammergut in Österreich. Dort hat sie sich zusammen mit ihrem Mann einen Traum verwirklicht und führt nun ein eigenes Hotel.
Aber das war nicht immer so, denn in ihrem “früheren Leben” war sie Krankenschwester und hat sehr lange auf der Onkologie gearbeitet. Dort – wie auch in ihrer späteren Arbeit im mobilen Palliativ-Team – hatte sie immer wieder das Gefühl, dass dort zu wenig Platz für Angehörige sei. Außerdem äußerten viele Betroffene den Wunsch, gerne mal wieder Urlaub machen zu wollen, auch mit ihren Angehörigen. So entschloss sie sich zu ihrem “Hotel-Projekt”.
Wichtige Bestandteile des Lebensfreude-Konzeptes sind die Aroma-Therapie, die sie selbst anbietet. Darüber hinaus ist es ihr wichtig, dass ihre Gäste ihren eigenen Rhythmus leben können. Dies beinhaltet auch beim Thema Ernährung, dass die Gäste essen können, wann sie möchte. Darum kümmert sich ihr Mann, ein gelernter Koch.
Ihrer Erfahrung nach ist es essenziell, jedem ihrer Gäste zu ermöglichen, einfach Mensch zu sein.
Außerdem hat Doris Musill für Dich als Zuhörer ein kleines Geschenk parat. Also hör am besten gut zu :-):
Diese Folge hier anhören:
Hier wie immer eine Zusammenfassung des Interviews:
Deine schönste Erfahrung mit Krebs-Erkrankten:
Schon während meiner Zeit auf der Onkologie habe ich feststellen können, wie heilsam Behandlungen mit Aroma-Ölen sind und welche großartigen Ergebnisse damit möglich sind. Zum Beispiel mit Fußeinreibungen haben die Menschen richtig gut geschlafen, oder die Hautdefekte nach der Bestrahlung sind sehr gut weggegangen. Dabei spielt natürlich insbesondere auch die Zuwendungen eine große Rolle, so dass diese Behandlung auch ein wichtiger Bestandteil des Lebensfreude-Konzeptes ist, das ich in meinem Hotel anbiete.
Deine größte Lernerfahrung bei der Hotelgründung und beim Schritt in die Selbständigkeit:
Die Phase des Geldauftreibens. Ich hatte ja schon drei Jahre bevor ich das Hotel gekauft hatte, versucht Geld aufzutreiben. Ich hatte zwar ein wenig Geld gespart und auch etwas geerbt, aber das hat natürlich nicht gereicht, um ein Hotel zu kaufen und zu renovieren. So war es für mich eine unheimlich tolle Erfahrung, über Jahre das Ziel zu erreichen und zu behalten. Ich hatte so oft das Gefühl gehabt, ich schaffe das nicht und lasse das jetzt. Und auf einmal ging es von alleine.
In so einer Situation wollte ich eigentlich nur mal sechs Wochen Urlaub nehmen, um im (Salzburger) Seenland zu überlegeben, was ich jetzt mache. Dort habe ich so unglaublich schnell einen Job gefunden und konnte so sehr schnell in der Gegend heimisch werden und Kontakt zu den Menschen dort aufbauen. Und dann ging innerhalb von Monaten das Konzept auf, weil der Vorbesitzer mit dem Preis heruntergegangen ist und die Bank auf einmal sehr schnell die Kredite bereit gestellt hat.
Gelernt habe ich, nicht krampfhaft am Ziel festhalten sondern am Weg – und sehen, wo der einen hinführt.
Was hast sich an Deiner Lebensgestaltung oder Deinem Alltag geändert:
Ich habe immer viel und gerne gearbeitet, aber zum ersten Mal kann ich durch das Hotel auch meinen eigenen Rhythmus leben, aber vor allem kann ich endlich den offenen Geist leben und Lösungen anbieten, die meinen Werten entsprechen, ohne dass jemand sagt: “Das kann man nicht machen.” So kann ich meine Fürsorge und Liebe für andere bedingungslos ausleben, und das ist für mich Lebensqualität.
Was hat Dir am meisten geholfen, Deinen Weg in Dein neues Leben zu gehen:
Ich habe da ein großes Grundvertrauen, und mir wurde auch während der Umbauphase viel Vertrauen entgegegen gebracht. Denn unsere Architektin hat sich bei den Umbaukosten total verschätzt, und so wusste ich teilweise nicht, wann und wie ich die Handwerker-Rechnung bezahlen kann.
Außerdem bin ich ein gläubiger Mensch. Es gibt mir Kraft zu wissen, dass es einen Schöpfer gibt, der da ist und mir Kraft gibt, die guten Dinge im Leben zu sehen. Dafür habe ich viel Dankbarkeit und Wertschätzung.
Blitzlicht-Runde:
Die Essenz dessen in einem Satz beschreiben, was für Dich Auszeit ist:
Spüren, wie gut sich das Leben anfühlt!
Die Ressource, die für Dich persönlich einen hohen Mehrwert hatte:
Ich habe Menschen in meinem Leben, die mich daran erinnern, dass ich auf den Beinen bleibe, egal, was das Leben für mich bringt.
Ich hab in meiner Arbeit im Palliativteam gelernt, dass Ressourcen immer da sind, auf ganz unterschiedliche Weise. Ob es ein gutes soziales Umfeld ist, oder man ist körperlich fit oder geistig rege – eines davon ist immer da. Das gibt mir Kraft.
Deine beste Buchempfehlung:
* Die Bibel. Ich lese täglich darin und finde es spannend, was man für den modernen Alltag davon ableiten kann.
Es gibt einen Spruch in Jesaja (40 Vers 31), der besagt, dass wenn man auf Gott vertraut und kraftlos ist, dass man sich emporschwingen kann wie ein Adler.
Meine Lebensweisheit:
Ich wiederhole meinen Satz von eben, den ich so mag: Dass man üben und lernen kann, wie gut sich das Leben anfühlt.
Wenn die Bibel sagt, man soll Gott gegenüber ins Gebet gehen, soll man nicht nur flehen, sondern auch Dank sagen. Und dazu muss ich in dem Moment eben sehen, was in meinem Leben gerade gut ist.
Deine Kontaktadresse bzw. Webseite:
www.hotel-lebensfreude.at (leider gibt es die Webseite seit 2020 nicht mehr)