Der Weg zurück ins Leben-Podcast – von und mit Christina Bolte.
Auch heute habe ich wieder eine Buchrezension für Euch. Wie so öfters im Leben, wurde ich auf das heutige Buch per Zufall aufmerksam: Von einem Stromkästchen in der Stadt lachte mich ein Werbeplakat mit einem Cover-Foto des Buches an und sprang mir direkt ins Auge:
* “Pellegrino – Vom Playboy zum Pilger – Mein langer Weg nach Hause“
heißt der Titel von Autor Guiseppe ‘Pino’ Fusaro. Der verspricht, finde ich, eine spannende Lektüre – und außerdem passt das doch hervorragend in diesen Blog.
Aber höre selbst:
Zunächst mal zum Buch selbst:
Es ist erschienen als Hardcover-Version im adeo-Verlag, es gibt es aber auch als eBook.
Das Buch hat eine klare Gliederung mit 12 chronologischen Kapiteln. Es enthält außerdem viele Fotos aus dem Leben des Autors Guiseppe ‘Pino’ Fusaro. Das finde ich persönlich nicht nur recht unterhaltsam, sondern auch sehr mutig. Denn ich denke, die meisten von uns, die 40+ sind, haben noch irgendwo schicke Fotos aus den 1980ern und/oder 90ern von sich mit Föhnfrisur herumliegen. Aber die wenigsten (zu denen ich nicht gehöre) würden sie öffentlich zeigen.
Zum Inhalt:
Guiseppe Pino Fusaros Geschichte beginnt – wie so üblich – in der Kindheit. Als Sohn italiensicher Gastarbeiter-Eltern wächst er – zwischen Italien und Deutschland hin- und hergerissen – in den 1960ern auf. Nach schwierigen Teenager-Jahren findet er früh seine Berufung in der Gastronomie. Gleichzeitig macht er schon mit um die 20 Erfahrungen mit Drogen, dem falschen Milieu und dem Knast.
In den darauf folgenden Jahren lebt Pino Fusaro ein Leben auf der Überholspur: In schwindelerregendem Tempo berichtet er von immer neuen Gastronomie-Projekten. Von einer versuchten Karriere als Sänger, teuren Autos, über Touren durch Szenediscos und -lokale. Bis hin zu seinen Begegnungen mit Promis und Sternchen. Beim Lesen dieser ersten etwa 75 Seiten fühlte ich mich etwas gehetzt. Irgendwie hatte ich wohl die ganze Zeit das Gefühl, Pino Fusaro bei einer Art Flucht zu begleiten. Deshalb war ich die ganze Zeit am Mitfiebern. Gleichzeitig mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Gleichwohl war ich von der Offenheit beeindruckt, mit der er im Rückblick ab und zu anklingen lässt, dass er vieles von dem Erlebten tat, um sein mangelndes Selbstwertgefühl aufzupolieren.
Es wird ruhiger…
Die zweiten ca. 75 Seiten fand ich dann etwas ruhiger zum Lesen. Das deckte sich etwa mit dem Zeitraum (ab 1998), als sich Pino Fusaro anfing dem Buddhismus zuzuwenden. Statt immer neuer Gastro-Projekte fand er nun einen Sinn in Charity-Projekten oder suchte die Erleuchtung auf dem Jakobsweg. Bei Lesen dachte ich nun: “Endlich kommt er mal zur Ruhe”.
Später suchte er diese dann auch noch auf anderen spirituellen Reisen. Das fühlte sich für mich allerdings wieder mehr gehetzt an.
Im Laufe der weiteren spirituellen Suche kippt das ganze. Statt Erleuchtung oder geistiger Höhenflüge geht es bergab. Bergab Richtung Panikattacken, Depression und Suizidgedanken. Doch nicht mal das klappt, und so führt sein Weg unvermeidlich weiter in den Abgrund. Und das ist psychisch wie auch wohl immer wieder mal wörtlich zu sehen. Über ein ganzes Kapitel und gute zweieinhalb Jahre geht das so.
Kurz bevor er sich selbst final das Leben nehmen will, kommt es noch einmal zu einem Wendepunkt: Als er, einem inneren Impuls folgend, noch einmal (als Buddhist!) seine Bibel aufschlägt, erlebt er eine wundersame Heilung. Danach vertraut er zunehmend seiner inneren Stimme und es gelingt ihm, mehr und mehr seinen Werten und Überzeugungen zu folgen. Und schließlich findet er auch Versöhnung mit seinem Vater (also dem irdischen).
Zusammenfassend hat mir gut gefallen:
- Der lockere, gut zu lesende Schreibstil
- Die zahlreichen Fotos aus der näheren und entfernteren Vergangenheit lockern das Buch auf
- Der ehrliche, selbstkritische Blick, mit dem der Autor sich und sein Leben ins Gebet nimmt
Was mir nicht so gut gefallen hat:
- V.a. das Ende. Das war vermutlich als Happy-End gedacht, hinterläßt allerdings bei mir ein paar Fragezeichen. Z.B. ob denn die nun als Abschluß beschriebene Aktion trotz Covid überhaupt stattfinden konnte.
- und ich persönlich hätte mir eine Art Fazit oder Botschaft gewünscht, die ich für meinen eigenen Weg mitnehmen kann.
Insgesamt:
- Mit 20 Euro für 225 Seiten fand ich das Buch zunächst ein wenig teuer. Im Rückblick denke ich aber, dass der Preis den wirklich sehr zahlreichen Bildern geschuldet ist. Diese möchte ich in keinem Fall missen.
- Eine beeindruckende, vielseitige Lebensgeschichte und für mich eine klare Kaufempfehlung.
* Pellegrino – Vom Playboy zum Pilger: Mein langer Weg nach Hause von Guiseppe ‘Pino’ Fusaro
In den nächsten zwei Podcast-Folgen Folge 101 und Folge 102 spreche ich mit Pino Fusaro über seinen Weg
(aufgrund der Länge habe ich das Interview wieder auf zwei Folgen aufgeteilt).
2 Replies to “Folge 100 Buchrezension Pellegrino-Vom Playboy zum Pilger”