Folge 092: Interview mit Christiane Pappenscheller-Simon

Der Weg zurück ins Leben-Podcast – von und mit Christina Bolte sowie heute mit ihrem Interview-Gast Christiane Pappenscheller-Simon.

Christiane Pappenscheller-Simon

Christiane Pappenscheller-Simon

Mein heutiger Interview-Gast ist Christiane Pappenscheller-Simon aus Crailsheim, mit der ich mich persönlich traf, um das Interview zu führen. Christiane ist über 40 Jahre als Sport-, Kunst- und Deutschlehrerin tätig gewesen. Später studierte sie noch mal Gesundheitswissenschaften. Nach ihrem Ruhestand wollte sie zusammen mit ihrem Mann reisen und einen vergnügten Lebensabend verbringen. Doch die plötzliche Krebserkrankung ihres Mannes rissen sie vor einigen Jahren aus ihrem Alltag – und begrub die gemeinsamen Lebenspläne.

Dennoch ist sie froh sagen zu können, dass sie während der Zeit der Erkrankung – neben OPs, Chemos und Rehas – viel freie Zeit miteinander verbringen konnten, mit Radtouren, Städtereisen, Reisen nach Bali, in die USA und die letzte, nach Marrakesh.

Nach dem Tod ihres Mannes flog sie nach Bali, um ihre Trauer zu überwinden und wieder in ihr Gleichgewicht zu kommen. Dort war sie seit einer Forschungsarbeit 1992 in ständigen Kontakt mit Prof. Suryani, die ihr mittlerweile zur Freundin geworden war.

Wie sie dies geschafft hat, und was das mit Pilgern zu tun hat – darum geht es im heutigen Interview. Aber höre selbst:

Eine kurze Zusammenfassung dieses Interviews wie auch die Links zu den erwähnten Büchern findest Du im Folgenden:

Was hast Du dort für Erfahrungen gemacht, v.a. auch das anders war, als das was Du dort sonst immer erlebt hast ….
Ich war natürlich tief geprägt von einer absoluten Unsicherheit, ich war total aus der Balance geraten. So habe ich viel geschlafen und viel meditiert. Ich hab versucht Kontakt zu meinem Mann aufzunehmen, mental, und ich hab Kontakt zu Gott aufgenommen, mental.
Es gelang mir gut auszuruhen und ich fühlte mich gut aufgehoben in der Familie meiner Freundin. Die Hypnotherapie war der Anfang meiner Trauerverarbeitung. Sie hat uns beide noch mal zusammentreffen lassen, und wir haben uns dann verabschiedet, und Prof. Suryani hat uns dann auf unterschiedliche Wege geschickt. Eine Weile wäre ich doch lieber den Weg mit  meinem Mann gegangen, aber ich bin dann Schritt für Schritt auf meinen Weg gegangen.

Was mir dabei geholfen hat, war das morgendliche Laufen. Ganz bewusstes Laufen, eine Art Geh-Meditation. Die Natur betrachtet. Mit meinem Mann gesprochen, mit Gott gesprochen. In Achtsamkeit.
Ich bin immer mit dem ersten Hahnenkrähen aufgestanden, das war zwischen fünf und sechs Uhr, und sofort losgegangen. Der Sonnenaufgang und die tropische Landschaft waren für mich morgens immer besonders erlebbar.

Welches waren Deine größten Deine Lernerfahrungen oder Erkenntnisse während Deiner Zeit auf Bali:
Die Quintessenz meiner Erfahrungen war: Höre auf Deine innere Stimme. Stelle Dich dem, was in Dir ist – und folge dem. Ich zog mich dann auf Bali 3 oder 4 Wochen ganz für mich zurück in eine Wohnung mitten in der Natur, umgeben von Kokospalmen und Mangobäumen und Fischteichen. Es kamen dort immer wieder Impulse wie in so meditativen Sitzungen.

Deine größten Ängste während Deiner Zeit auf Bali, v.a. auch für die Zeit danach:

“Ich war sehr da”, sagt Christiane mehrfach, daher habe ich kaum an die “Zeit danach” oder an Deutschland gedacht. Mein Ziel war meine Trauer zu verarbeiten. So bin ich immer meinen inneren Impulsen gefolgt. Wenn ich den Impuls “Schreibe” bekam, habe ich geschrieben – Texte, Gedichte, Impulse, Klagelieder. Oder vielmehr ES schrieb aus mir heraus. Immer wieder. Wenn ich den Impuls “Male” bekam, habe ich gemalt, oder vielmehr ES malte. Und die Bilder, Farben waren für mich immer Anzeichen für die verschiedenen Stadien, in denen ich gerade war. Am Anfang war es voller Schmerz, aufgerissene Münder, viel blutrot und tiefes Schwarz.

Einmal war ich mit zwei Frauen auf einer Jamsession, ganz am Anfang. Dort war auf der Bühne ein junger Künstler, der mit einer Geige dieses Lied spielte: “There’s no sunshine when she’s gone…” Und ich eilte auf die Bühne und musste mitsingen. ES sang aus mir, ES klagte aus mir: “There’s no sunshine when he’s gone…” Und wir beide sangen und klagten dann gemeinsam. ES sang aus mir, der innere Drang.

Deine größten Hoffnungen für die Zeit danach?

“Ich war wirklich da”, sagt Christiane wieder. War total im Augenblick, meine Hoffnung war die Trauer zu verarbeiten und wieder mein inneres Gleichgewicht zu erlangen. Ich fühlte mich getragen auch von Gott, obwohl da natürlich dieses Klagen war, dieses Warum? Und nach einer Weile kam es da auch zur Aussöhnung, dadurch dass ich in der Bibel die Hiobs-Geschichte gelesen habe und die von Elia. Und mir wurde dann bewusst, dass es Hiob ja viel schlimmer gegangen ist, so konnte ich das für mich relativieren.

In Deutschland hat sich dann das gleiche ergeben wir auf Bali, dass mich innere Stimmen gelenkt haben. Und eine der ersten Stimmen war: “Mach eine Praxis auf”. Ich hatte ja noch mal Gesundheitswissenschaften studiert und meine Forschungsarbeit zum Thema Stress- und Problembewältigung geschrieben.

Was hst sich nach Deiner Rückkehr aus Bali konkret in Deinem Alltag verändert?

Ich hab dann also in Crailsheim eine Praxis aufgemacht, für Entspannung, Meditation und Systemisches Coaching und Beratung. Dann hat mir eine weitere innere Stimme gesagt: “Schreib ein Buch.” Ich war natürlich sehr erstaunt, über das was mir da mitgeteilt wurde. Aber über den Kurs Schreibglück von Veit Lindau [siehe Empfehlungen unten] habe ich mich dann weitergebildet und so schrieb ES aus mir heraus. Bis ich das dann in eine leserorientierte Form gebracht hatte etc., hab ich ca. 3-4 Jahre gebraucht, und nun liegt das Buch vor [siehe Empfehlungen unten].

Der Titel war nicht so einfach zu finden, ich hab vier Jahre dafür gebraucht, und am Ende hatte ich dann den erleuchtenden Gedanken, dass der Titel “Lichtdurchflutete Wege” sein sollte – weil es nicht nur Dunkelheit gibt, sondern jede Dunkelheit auch Licht in sich trägt, und darauf zu hoffen, ist für mich die Quintessenz, die ich meinen Lesern mit auf den Weg geben möchte.

Was waren Deine größten Ressourcen, um diese schwierige Phase zu überstehen?
Durch die früheren Aufenthalte ist Bali für mich gefühltes Zuhause, auch mit dem balinesischen Freundeskreis. Und auch die tropische Wärme tut mir gut, und die ausschweifende, ursprüngliche Natur. Natürlich gibt es auch in Deutschland genau solche Plätze, Wälder und Seen, wo die Natur heilend auf uns wirkt – und ich glaube das werde ich auch verstärkt für mich in Anspruch nehmen…

Hattest Du während der Zeit bestimmte Phasen oder Meilensteine?
Ich bin während der Wochen, die ich so für mich im Rückzug war, an den Wochenenden immer zurück zu meiner Freunding gefahren und ihrer Familie. Da war ich so mitten im Leben, eben auch immer im Wechsel mit der Einsamkeit, um weiter zu arbeiten an meiner Trauer, weil ich gespürt hab, ich bin noch nicht so weit. Und anhand der Bilder, die ich da gemalt habe, anhand der Farben und der Motive habe ich gesehen, es geht vorwärts. Ich hab dann neue Farben reinbekommen, und dann hab ich mich den anderen Menschen auch öffnen können. Und später haben sich meine Lieblingsfarben gezeigt, und da wusste ich, mein Leben ist wieder zurückgekehrt…

Blitzlicht-Runde:

Die Essenz Deiner Auszeit in einem Satz:
Fühl Dich gehalten, fühl Dich getragen, Du bist geliebt, vertraue Deiner inneren Stimme. Lass das, was in Dir ist kommen. Dein Inneres weiß den Weg.

Der wichtigste Schritt, der Dich über Deinen Wendepunkt hinaus gebracht hat:
Es ist nicht ein Schritt. Es sind alles Entwicklungen, ich bin viele Schritte seitdem gegangen, von denen einer auf den anderen folgte. Immer kam die richtige innere Botschaft zur richtigen Zeit, ohne dass ich auf sie gewartet hatte. ES kam. Mein Grundvertrauen in Gott und die Welt versuche ich täglich ins Bewusstsein zu rufen.

Die wichtigste Ressourcen, in dieser Phase:
Meditation ist für mich eine Grundempfehlung.
Und das Online Schreibcoaching von Veit & Andrea Lindau, * Schreibglück

Deine besten Buchempfehlungen:

Was möchtest Du unseren Zuhörern zum Abschluss noch mit auf den Weg geben:
Gehe Deinen lichtdurchfluteten Weg in das Leben voller Vertrauen und wisse immer, Du bist geliebt.

Deine Kontaktdaten:
https://www.lichtdurchflutet.org

 

 

 

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